Adobe Stock 277373306

7. Januar 2025

Zurück

Österreich Gasversorgung: Ein neuer Weg in turbulenten Zeiten

In den letzten Monaten hat sich die Gasversorgungssituation in Österreich dramatisch verändert.

Raimund Zangl Geschaeftsfuehrer

Raimund Zangl

Nachdem die Gaslieferungen über die Ukraine weggebrochen sind, hat das Land seine Strategien angepasst und deckt nun den Großteil seines Bedarfs über Importe aus Deutschland und Italien sowie aus Gasspeichern. Der Marktgebietsmanager AGGM bestätigt, dass die Versorgung des Landes gesichert ist. Auch das österreichische Energieministerium teilt diese Einschätzung und betont, dass Preisausschläge, wie sie während der Gaskrise 2022 beobachtet wurden, bisher ausgeblieben sind.

Die Regulierungsbehörde E-Control hebt hervor, dass die Branche gut auf das Ende des Transits durch die Ukraine vorbereitet ist. Wien Energie hat in den vergangenen Monaten gezielt Diversifizierungsstrategien umgesetzt. Laut Generaldirektor Peter Weinelt wird ein Großteil des Gasbedarfs in diesem Jahr aus der Nordsee gedeckt. Gaslieferanten mussten zudem eidesstattlich versichern, dass sie ihre Verträge über nicht-russische Quellen abwickeln können.
Die Gasspeicher in Österreich sind gut gefüllt. Mit 79 TWh entspricht der Füllstand etwa 78 Prozent – ein solider Wert. Dies gibt Anlass zur Zuversicht, dass auch in naher Zukunft keine Versorgungsengpässe zu erwarten sind.

Ein markantes Merkmal ist der dramatische Rückgang der Importe über den Gashub Baumgarten. Lag der tägliche Import in den letzten Wochen des Vorjahres noch bei rund 200 GWh, sind es seit Jahresbeginn noch 6 GWh. Dies ist besonders signifikant, da zuvor über 50 bis 80 Prozent der Gasimporte aus Russland stammten. Der Tagesverbrauch in der Region Ost lag am 1. Januar bei etwa 297 GWh – ein deutlicher Hinweis auf die Notwendigkeit, alternative Bezugsquellen zu erschließen.
Stattdessen zeigen die Importdaten einen starken Anstieg der Lieferungen aus Deutschland und Italien. Am ersten Tag des Jahres wurden über Oberkappel netto 118 GWh und über Kiefersfelden 19 GWh nach Tirol importiert. Die Gesamtimportkapazität aus diesen Ländern beläuft sich laut BMK auf bis zu 185 TWh, was die Jahresverbrauchskapazität um ein Vielfaches übersteigt.

Die Situation in den Nachbarländern hat sich ebenfalls gewandelt. Slowenien bezieht mittlerweile größtenteils algerisches Gas aus Italien, während Ungarn seine Gasimporte nicht mehr primär über die Ukraine, sondern über Turkstream abwickelt. Die Slowakei hat auf andere Lieferquellen zurückgegriffen und Verträge mit namhaften Anbietern wie BP und Exxon Mobil abgeschlossen.
Der österreichische Gashandelsplatz zeigt sich nach dem Transitstopp weiterhin liquide. Aktuelle Daten deuten nicht auf starke Preisschwankungen hin, dennoch bleibt der Gaspreis auf einem hohen Niveau. Am 2. Januar lag der Preis für den niederländischen TTF bei 49,80 Euro/MWh, während der Preis am THE VHP bei 50,975 Euro/MWh notierte. Händler betonen, dass der Gaspreis zwar hoch bleibt, jedoch keine dramatische Eskalation zu erwarten ist.

Weitere relevante Inhalte