Am Sonntag, den 2. Juli, erreichte der Day-Ahead-Preis auf den Spotmärkten ein historisches Tief. Strom, der zwischen 14 und 15 Uhr geliefert werden sollte, wurde Abnehmern mit einem Preis von minus 500 Euro/MWh vergütet, wie Daten von Epex Spot zeigen. Dies ist der niedrigste Wert im Kurzfristhandel. Auch in Österreich belief sich der Day-Ahead-Preis in diesem Zeitraum auf minus 500 Euro/MWh. In den Niederlanden dauerte dieses negative Preisniveau sogar über drei Stunden an.
Raimund Zangl
Antonios Gazeas, Geschäftsführer für den Bereich Energiehandel beim Direktvermarkter Quadra Energy, bezeichnete das Marktgeschehen als "außergewöhnlich" und "einmalig". Auch eine Sprecherin von Epex Spot bestätigte die Besonderheit dieses Preisniveaus, das bisher nur einmal übertroffen wurde. Im Jahr 2009 erreichte der Day-Ahead-Preis einen Wert von minus 500,20 Euro/MWh. Der damalige negative Maximalwert lag für Deutschland noch niedriger.
Als Ursache für die negativen Preise wird eine ungewöhnlich hohe Windkraftproduktion genannt, erklärte Gazeas. Dies wurde auch von anderen Marktteilnehmern und Händlern bestätigt. Die hohe Windkraftproduktion fiel zusammen mit einer relativ guten Produktion von Solaranlagen und einem typischerweise niedrigen Strombedarf an einem Sonntag. Dadurch entstand ein weiterer Rekordwert: Das Angebot aus erneuerbaren Energien überstieg den Bedarf in der Spitze um mehr als 25.000 MW, berichtete Gazeas.
Infolgedessen regelten am Sonntag einige Marktteilnehmer ihre Anlagen herunter, entgegen ihrer ursprünglichen Pläne. In der Spitze wurden bis zu 25.000 MW an Windkraftproduktion abgeschaltet. Im Intraday-Handel wurden weiterhin negative Preise gehandelt, jedoch nicht auf dem Niveau des Day-Ahead-Marktes. Im Durchschnitt betrug der Preis im Intraday-Handel "nur" minus 260 Euro/MWh, erklärte Quadra Energy.
Aufgrund des Überangebots kam es bei der Strombörse Epex Spot zu sogenanntem Curtailment. Nicht alle Verkaufsgebote fanden Abnehmer. Die Epex Spot musste daher 2,5 Prozent des Angebots kürzen, wie eine Sprecherin erklärte. Das nicht abgedeckte Volumen wurde anteilig auf alle Verkäufer verteilt, gemäß den Marktregeln. Dies geschieht selten. In Frankreich gab es im Jahr 2009 ein positives Curtailment, bei dem es mehr Nachfrage als Angebot gab. Das ungewöhnliche Marktgeschehen hatte keinen Einfluss auf die Netzstabilität. Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion konnte "nichts Dramatisches feststellen", erklärte eine Sprecherin.